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Dienstag, 24. April 2018 - 20:30

Film: SPK Komplex

von Gerd Kroske (D 2018, 111 min.). || Am Fr 20.4., Sa 21.4., Mo 23.4., Di 24.4. um 20.30 Uhr || "Aus der Krankheit eine Waffe machen" war das Motto des 1970 in Heidelberg gegründeten antipsychiatrische Sozialistischen Patientenkollektiv (SPK). Sie führten individuelles Leiden auf die kapitalistischen Strukturen der Gesellschaft zurück.

Die antipsychiatrisch ausgerichtete Gruppe unter Anleitung des Arztes Wolfgang Huber kritisierte die damalige Behandlung von psychisch Kranken als "Verwahr-Psychiatrie" und verknüpfte innovative Therapiemethoden mit politischen Forderungen.

Im Juni 1970 erklärte Huber: "Es darf keine therapeutische Tat geben, die nicht zuvor klar und eindeutig als revolutionäre Tat ausgewiesen worden ist", und folgerte: "Im Sinne der Kranken kann es nur eine zweckmäßige bzw. kausale Bekämpfung ihrer Krankheit geben, nämlich die Abschaffung der krankmachenden privatwirtschaftlich-patriarchalischen Gesellschaft."

Das Experiment fand bald viele Anhänger, führte aber auch zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Uni Heidelberg und der baden-württembergischen Landesregierung. Im Zuspitzen des Konflikts radikalisierte sich das SPK, Gerüchte über latente Verbindungen zur RAF wurden laut. Huber, seine Frau und weitere Mitstreiter wurden verhaftet und vor Gericht gestellt.

Die SPK-Prozesse nahmen in der Härte, mit der sie von beiden Seiten geführt wurden - von Versuchen, Rechtsanwälte auszuschließen, bis zur Totalverweigerung der Angeklagten - die späteren Stammheim-Prozesse vorweg. Am Ende wurde das SPK zur kriminellen Vereinigung erklärt; Huber und seine Frau wurden zu langen Haftstrafen verurteilt und verloren ihre Approbationen.

In SPK KOMPLEX erzählt Regisseur Gerd Kroske über Interviews mit Hubers Weggefährten, mit Ermittlern, Richtern und Journalisten sowie über eine Fülle von unveröffentlichten Aufnahmen und Archivmaterial aus dem "Deutschen Vorherbst" die weitgehend unbekannte Geschichte des SPK und ihrer Folgen bis heute.

Gert Kroske, seit jeher ein genauer Beobachter der gesellschaftlichen Entwicklungen in der jüngsten Vergangenheit in Ost und West (STRICHE ZIEHEN) hat mit seinem Film einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung dieser Geschichte geleistet und zudem keine "Doku", sondern einen "richtigen" Dokumentarfilm geschaffen, der sich Zeit für sein Thema nimmt.

Do 19.4., So 22.4., Mi 25.4. um 18.30 Uhr,

Fr 20.4., Sa 21.4., Mo 23.4., Di 24.4. um 20.30 Uhr.

Eintritt € 7 (mit Frankfurt Pass 3,50 €)

_source_ : http://www.frankfurter-info.org/termine/film-…