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Dienstag, 10. Juli 2018 - 19:30

Film: Ein Jude, der Deutschland liebte

Von Petra Lidschreiber (D 2008, 60 Min.). Willy Cohn beschreibt seine Patriotenqual: Er liebt sein Vaterland, aber als gläubiger Jude stellt er sich ein Leben in Israel vor. Zu spät: Im November 1941 werden er und seine Familie Opfer der systematischen Nazimorde.

Die Veröffentlichung der Tagebücher von Willy Cohn unter dem Titel "Kein Recht, nirgends" war 2006 eine zeitgeschichtliche Sensation. 1200 Seiten über das Leben seiner Familie, über die jüdische Gemeinde in Breslau und über die zunehmende Marter der Juden, die seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten "in einer Mausefalle" saßen. Vom Januar 1933 bis zum 17. November 1941 beschreibt Willy Cohn die Qual eines Patrioten, der sein Vaterland liebte, und eines gläubigen Juden, der sich ein neues Leben nur in "Erez Israel" vorstellen konnte.

Als der Entschluss auszuwandern fiel, war es zu spät. Im November 1941 wurden Cohn, seine Frau und seine beiden kleinen Töchter verschleppt, deportiert und erschossen. Sie gehören zu den ersten Opfern der systematischen Mordaktionen der Nazis. Seine drei ältesten Kinder Louis "Wölfl", Ernst und Ruth hatte Willy Cohn noch rechtzeitig nach Frankreich und Palästina geschickt. So überlebten sie.

Die Journalistin Petra Lidschreiber hat die drei filmisch begleitet: Louis Wölfl Cohn besucht seine Heimatstadt Breslau zum ersten Mal, seit er 1933 als 18-Jähriger geflohen war. Das alte Wohnhaus ist noch erhalten, auch das "Johannesgymnasium", in dem er Abitur machte und der Vater unterrichtete, und schließlich das Familiengrab.

Zum Filmgespräch erwarten wir die Filmemacherin Petra Lidschreiber und Ester Schapira. Moderation Wolf Lindner, naxos.Kino

_source_ : http://www.frankfurter-info.org/termine/film-…